Logbuch Schmitt

Tag 1: Was habe ich mir hier nur angetan? Vor einigen Tagen haben mein werter Freund Schumacher und meine bescheidene Wenigkeit Bla gegründet. Wir wollten informieren, den Lesern die Wahrheit näher bringen und Intrigen aufdecken. Doch so wird das nichts, fürchte ich. Wir haben uns ein geräumiges 4m² Büro gekauft. Es hat unsere gesamten Ersparnisse gefordert, doch wir sind zufrieden. Ein geklauter Campingtisch, zwei zu Sitzen umfunktionierte Bierkästen (Leider leer…) und zwei Schreibmaschinen die so alt sind, dass selbst meine Urahnen sie als antik beschimpfen würden. Auf Dinge wie Fenster, eine Toilette oder anderen unnötigen Firlefanz haben wir gerne verzichtet. Pünktlich zum Dienstbeginn um 8:00 Uhr war ich am Büro. Motiviert, voller Tatendrang. Ich fragte mich, wo Schumacher blieb. Vermutlich würde er im Stau stecken. In der Hoffnung er würde noch vorbeikommen begab ich mich also in unsere neue Redaktion. Während ich liebevoll meine Seite des Tisches dekorierte, schlug Schumacher die Türe auf. Das Grinsen auf seinem Gesicht werde ich nie vergessen, ja es machte mir Angst. Eine Mischung aus Zorn, sexueller Erregung und nacktem Wahnsinn. Höflich begrüßte ich ihn, erhielt jedoch keine Reaktion. Er stieg lediglich auf seinen „Bürostuhl“, lies die Hosen herunter und, liebes Logbuch verzeihe mir bitte diese Ausdrucksweise, begann zu scheißen. Dabei grinste er nur weiter vor sich her, während er das Becken kreisen lies und immer wieder murmelte: „Ich bin eine Softeismaschine…“ und den Satz „Drei Kringel und ein Spitzchen.“ wie ein Mantra immer und immer wieder rezitierte. Ich hoffe doch sehr, liebes Logbuch, dass er nur einen schlechten Tag hatte.

Tag 93: Ich bin es leid. Schumacher hat es mal wieder auf die Spitze getrieben. Erst erschien er nicht zur Arbeit (Arbeitsbeginn: 8:00 Uhr) , sondern erst zur zweiten Frühstückspause (8:05 Uhr) und dann auch noch sturzbetrunken. Als ich ihn fragte ob er eine Entschuldigung für dieses ungebührende Verhalten hätte, rülpste er nur laut. Mir donnerte ein Atem in einer nahezu toxischen Mischung aus Captain Morgan, Oettinger Cola und Bockwurst entgegen....gepaart mit kleinen Stückchen von Letzterem. Nahezu zeitgleich (vielleicht der Rückstoß?) fiel er nach hinten um und landete krachend auf unserem Schreibtisch. Entsetzt starrte ich von der Küchenzeile unserer 4m² Redaktion zu ihm herüber und fragte mich insgeheim, wo in diesem Moment wohl der arme Plastikastronaut steckte, den ich so liebevoll auf dem Tisch platziert hatte. Abenteuer in unendlichen Weiten, fürchte ich. Ich wünsche ihm eine gute Reise und hoffe dass er unversehrt zu seiner Familie zurückkehren kann. Als guter Freund und Kollege habe ich selbstverständlich einen Krankenwagen gerufen. Für Schumacher, versteht sich.


Tag 284: Wir haben die Unterseite des Schreibtischs an mexikanische Einwanderer vermietet. Langsam wird es eng in der Redaktion. Ein mittlerweile penetranter Geruch von Guacamole und Tortillas hängt mir in der Nase."


Tag 390: Wir haben den 'Bring deinen Dinosaurier mit zur Arbeit-Tag' eingeführt. Schumacher musste auch sogleich seinen Brachiosaurus "Stampfi" mitbringen. Die Mexikaner sind in ihrer Panik geflohen. Ich weiß nicht, was ich schlimmer fand. Den beißenden Geruch von Salsa, Guacamole und Jalapenos rund um die Uhr oder den riesigen, stinkenden Dinohaufen neben der Türe. Ich würde ja lüften aber das einzige Fenster, das wir hier haben, haben wir lediglich mit Kreide an die Wand gemalt. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, ist Schumachers Talent im Umgang mit Malkreide ernüchternd."

Tag 596: Schumacher und ich verstehen uns mittlerweile gut, hin und wieder lachen wir sogar über die gleichen Witze. Alles ist friedlich. Das Einzige was mich verstört ist der drei Meter große Yeti, der sich in unserem 1,65m hohen Redaktionsbüro befindet. Er hat nichts an außer FlipFlops. Auf die Frage nach seinen Beweggründen bekam ich keine anständige Antwort. Er spricht lediglich fließend holländisch.